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Markus Gerwinski: Wissenschaftler

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FAQ zum Klimawandel: "CO2 ist lebenswichtig"

Im Oktober 2019 bekam ich erstmals folgendes Meme zu Gesicht:

[...]

Was will uns der Urheber dieses Bildes mitteilen? Grundsätzlich wohl erst einmal dies: Pflanzen brauchen Kohlendioxid zum Leben. Sie atmen CO2 ein und den für uns Menschen lebensnotwendigen Sauerstoff wieder aus. (Wir wollen an dieser Stelle darüber hinwegsehen, dass Pflanzen nicht, wie im Bild dargestellt, atomaren Sauerstoff "O" ausatmen, sondern molekularen, also "O2".)

Schlussfolgerung: Wer sich dafür einsetzt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, arbeitet darauf hin, Pflanzen ihre Lebensgrundlage zu nehmen. Ohne Pflanzen wiederum kein Sauerstoff und ohne Sauerstoff keine Menschen. Wenn also umgekehrt viel CO2 in der Luft ist, dann gedeihen auch die Pflanzen besser. Richtig?

Aber Moment: Wenn die Pflanzen besser gedeihen und stärker wachsen, dann atmen sie doch auch mehr CO2 weg. Also müsste dann doch hinterher sogar wieder weniger CO2 in der Luft sein. Korrekt?

Wie man an dieser Fragestellung sieht, geht es bei der Frage nach "mehr oder weniger CO2" nicht um statische Mengen, sondern um einen Kreislauf. CO2 wird erzeugt und von Pflanzen wieder aus der Atmosphäre entfernt.

[Illustration: CO2-Kreislauf im Gleichgewicht]

Was aber bedeutet es bei einem solchen Vorgang, wenn man beobachten kann, dass die Gesamtmenge an CO2 ansteigt?

Es bedeutet schlicht, dass mehr CO2 erzeugt wird, als wieder entfernt werden kann. Wenn trotz der unermüdlichen Bemühungen unserer pflanzlichen Mitbewohner die CO2-Menge in der Atmosphäre steigt, ist das ein Anzeichen dafür, dass der aktuelle Ausstoß an CO2 schneller ist, als ihn das Pflanzenwachstum kompensieren könnte. Das Pflanzenwachstum wird dadurch nicht etwa begünstigt – es wird überfordert.

[Illustration: CO2-Überschuss]

Das alles wäre bei den aktuellen Zahlen noch lange nicht tragisch, wenn es allein ums Atmen ginge; von einer CO2-Konzentration, die für tierische Organismen toxisch würde, sind wir nach wie vor weit entfernt. Doch die Nebenwirkungen einer minimal erhöhten CO2-Konzentration machen sich bereits jetzt als rapider Klimawandel bemerkbar – und beeinträchtigen das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen gleichermaßen, z.B. durch Überschwemmungen, Dürrekatastrophen und das Absterben ganzer Ökosysteme.

Das obige Meme trifft dahingehend zu, dass es in der Tat dumm und schädlich wäre, alles CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Allerdings wäre dies einerseits technisch überhaupt nicht umsetzbar; wenn wir nicht einmal unsere eigenen CO2-Emissionen in den Griff bekommen, wäre es illusorisch, gegen die (nach wie vor deutlich überwiegenden) natürlichen CO2-Emissionen ankämpfen zu wollen. Um in einer Welt ohne CO2 zu leben, müssten wir schon auf einen atmosphärelosen Himmelskörper übersiedeln – zum Beispiel auf den Mond.

[Illustration: Welt ohne CO2]

Abgesehen davon aber, dass eine solche Forderung technisch überhaupt nicht umsetzbar wäre, steht sie auch gar nicht zur Debatte. Klimaforscher fordern lediglich, unsere künstlich (hauptsächlich durch die Industrie) hervorgerufenen CO2-Emissionen so weit einzuschränken, dass die Pflanzen sie wieder bewältigen können.

Korrekterweise müsste das Meme also eigentlich so aussehen:

[Überarbeitetes Meme]

... und in dieser Abstufung sind wir dummerweise steil auf dem Weg nach oben.


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